Regen-Wurm: Perfekte Misch-Maschine

So ein Bohrloch muss man erst mal schaffen. Der Regenwurm kanns! Und eine Mischmaschine ist er auch.

Am 15. Februar war der Ehrentag eines wichtigen Bodenschützers: Der Tag des Regenwurms. Bei einer der nächsten Gemeinderatssitzungen – vermutlich am 17. März 2022 – entscheiden die Haager Gemeinderät:innen, ob sie für die wertvolle Bohr- und Mischarbeit der Regenwürmer und damit ihr Überleben stimmen – oder stattdessen Mischmaschinen fürs Zubetonieren des Grüngürtels auffahren lassen – und unser wertvolles Bodenleben zerstören. Jedes einzelne Mitglied des Gemeinderates ist dabei für die eigene Stimme verantwortlich – und dafür, ob sie Regenwürmer ihre Meisterleistungen im Grüngürtel auch weiter ausüben können.

Eine der lebhaftesten Erinnerungen meines Studiums ist eine Vorlesung über die Bodelebewesen: Der Vortragende hat uns mit voller Leidenschaft das Fortpflanzungsverhalten von Regenwurm & Co erklärt. Bad News: Ich hab glatt vergessen wie der Regenwurm das macht und kann drum hier nicht darüber berichten. Good News: Es gibt auch so jede Menge spannender Stories über den Regenwurm zu berichten.

Der Regenwurm ist z.B. eine hervorragende Mischmaschine. Ich bin ja sonst nicht so begeistert von Mischmaschinen. Das was der Regenwurm macht finde ich aber voll den Hammer: Der frisst Erde. Also nicht so ein paar Brösel Erde, die an Pflanzen haften und die er halt mitschluckt, sondern er gibt sich die Erde voll als Hauptmahlzeit. Das ist unser Glück: Er mischt das alles in seinem Kropf (in dem sind kleine Steinchen, ähnlich wie bei den Hühnern). Und dann geht’s weiter mit diverser Biochemie. Und raus kommt dann der voll biologisch aktive und nährstoffreiche Regenwurmkot, der den Boden krümelig macht und dafür sorgt, dass dort unser Essen wächst. Auf gut Deutsch: Weil der Regenwurm Erde futtert, kann ich Palatschinken essen. Also wär ich im Gemeinderat: Ich würde schon allein deswegen für den Regenwurm stimmen. Ich mag nämlich furchtbar gerne Palatschinken.

Dann ist der Regenwurm auch noch eine Bohrmaschine. Das bewundere ich fast noch mehr als die Mischmaschinen-Tätigkeit. Ich kann ja eine Bohrmaschine kaum bedienen. Geschweige denn selber eine sein. Gerhard Hasinger hat ganz super erklärt, wie der Regenwurm bohrt: “Zuerst drückt das Tier die Körperflüssigkeit mit seinen Muskeln nach hinten. Das Vorderteil wird auf diese Weise spitz wie eine Nadel, die das Tier in eine Bodenspalte einführt. Im nächsten Schritt presst das Tier seine Körperflüssigkeit nach vorne. Sein Durchmesser vergrößert sich und der Boden wird auseinander gedrückt. Die drei Millionen Regenwürmer haben zusammen ein Gewicht von drei Tonnen. Sie erzeugen 4000 Kilometer Gänge in einer Hektare Boden.” Und ich bin schon erschöpft , wenn ich mit meinem Finger ein paar Zentimeter Löcher für Setzlinge gebohrt hab (weil ich kein entsprechendes Werkzeug hab).

Die Regenwürmer bohren und mischen aber nicht nur. Sie transportieren auch. Und zwar ziemlich viel. Bekannterweise regnet es ja ab und zu. Das schwemmt Nährstoffe nach unten. Und was macht der Regenwurm: Er transportiert durch seine Tätigkeit jede Menge Stoffe wieder nach oben. Er ist dabei wirklich äusserst ausdauernd.

Zusammengefasst: Der Regenwurm legt sich für uns mächtig ins Zeug. Ich finde: Dafür hat er Wertschätzung verdient – und Überleben. Und schon allein deswegen sollte man den Haager Grüngürtel unverbaut lassen – und nicht für ein Sportartikellager mit dazugehörigem Parkplatz und dazugehöriger Strasse und sonstige Versiegelungsprojekte zubetonieren. In dem Sinne appelliere ich an alle Gemeinderatsmitglieder: Stimme für den Regenwurm!

Autorin: Renate Zauner

Zum Weiterlesen:

Tag des Regenwurms: Buch zu einem faszinierenden Tier, bioaktuell.ch, 15.02.2022

Wikipedia-Artikel zu Regenwürmern

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